Abbildung der Autorin mit einem Lehrbuch aus dem angesprochen Studium.
Lesedauer 4 Minuten

Irgendwas mit Sprache und Literatur. Und noch viel mehr. Wetten?

Nachdem ich euch die letzten Wochen so viel über meinen Weg ins Studium erzählt habe, seid ihr jetzt hoffentlich ganz verrückt darauf zu hören, was mein Studiengang so mit sich bringt. Na dann, bitteschön:

Germanistik ist sicherlich Jedem*r ein Begriff. Aber Spute? Klingt ein bisschen nach altem Auto oder Essen. Aber tatsächlich ist es einem Germanistik-Studium gar nicht so unähnlich- wenn man das will. Denn SpuTe bietet eine Menge Flexibilität. Sowohl im Bereich der Lerninhalte als auch in Bezug auf den Studienablauf.

SputTe: Sprach- und Textwissenschaften

Halten wir fest: SpuTe ist nur eine fancy Abkürzung für Sprach- und Textwissenschaften. Ein Studiengang, den es in dieser Form nur an der Universität Passau gibt. Auch wenn er etwas modifiziert wurde, seitdem ich mich 2017 das erste mal darüber informiert habe, ist das Grundkonzept das Gleiche. Es gibt ein Grundmodul mit den verpflichtenden Fächern/Modulen; ein Schwerpunktmodul, in dem man zwei Schwerpunkte aus 15 verschiedenen Möglichkeiten wählt; und ein Erweiterungsmodul, das eine Fremdsprache und ein Praktikum beinhaltet. Damit ihr euch ein besserer Bild machen könnt, hier ein paar Einblicke in die Module und was ich im 3. Semester gerade so mache.

Pflichtmodul: Methodik, Kultur und Sprachwissenschaft

Im Pflichtmodul geht es vor Allem um Grundlagenvermittlung. In meinem Fall heißt das: Wie arbeite ich wissenschaftlich mit Medien aller Art? Wie analysiere ich Texte und Medien auf semiotischer Basis anhand von Modellen & Theorien? In welcher Verbindung stehen Kultur – Geschichte – Medien? Und wie funktioniert deutsche Sprache, wenn man sie aus der Perspektive von Menschheitsgeschichte, Erstspracherwerb und Grammatikregelung betrachtet?

Über meine Erfahrungen zu der wundervoll-kopfzerbrechenden Verbmorphologie habe ich letztens ja schon berichtet und ihr könnt hier gerne nochmal reinlesen: Früher nannte man das Tu-Wörter (wixsite.com). Dieses Semester steht nun Syntax auf dem Plan. Noch weiß ich nicht, ob das eine wirkliche Verbesserung ist. Aber spannend ist es allemal.

Bisherige Lieblingsmomente des Moduls: Goethes Gedicht Der Totentanz in Lautschrift transkribieren und Recherchearbeit zu dem Deckengemälde Die Götter des Olymp huldigen dem unvergänglichen Passau in der Neuen Residenz (zu sehen hier: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland (CbDD)

Schwerpunktmodul: Der Grund, warum ich all das mache

Hier kommen wir nun zu dem Teil, der auch die Überschrift Die Qual der Wahl tragen könnte. Erfreulicherweise wusste ich schon vor Studienbeginn bis ins Detail, was ich machen möchte. Dachte ich. Dazu aber gleich noch mehr.

In diesem Modul stehen 15 “Fächer” aus dem Bereich Sprache, Literatur, Kultur und Medien zur Auswahl. Medienlinguistik, Französische Literatur und Kultur, Spanische Sprachwissenschaft, Digital Humanities oder English and American Literature sind nur ein paar Beispiele davon. Ich habe mich – wie der ein oder andere vielleicht schon weiß – für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Ältere deutsche Literaturwissenschaft entschieden.

Dabei umfasst NDL den Bereich der Literatur ab 1600, ÄDL mittelalterliche Literatur mit Fokus um das Jahr 1200. Ich habe in den letzten zwei Semestern somit Bekanntschaft mit Siegfried und den Wormsern gemacht, etwas über den Passauer “Sponsor” (Auftraggeber) des Das Nibelungenlied (nibelungenland.net) gelernt, und Tristan und Isolde auf ihrer Liebes-Odyssee begleitet. Dabei habe ich aber auch festgestellt, dass ich die mittelhochdeutsche Sprache nicht besonders mag. Es ist doch etwas anderes, nicht einfach draufloslesen zu können, sondern sich die Texte erst mal selbst ins Neuhhochdeutsche zu übersetzen. Was NDL betrifft, ist es das Traumland, das ich in meinem Kopf hatte. Auch wenn sich die Arbeit mit den spezifischen Modellen noch ein bisschen wie ein Korsett anfühlt, schlägt mein Herz mit jedem Modul schneller. Hier will ich “Zuhause sein”. Selbst, wenn das heißt, dass ich dafür noch ein gutes Stück zu lernen habe.

Bisherige Lieblingsmomente des Moduls: Juri M. Lotmans Raumtopologiemodell auf eine Erzählung von Christine Lavant (christine-lavant.com) anwenden und die fertige Hausarbeit in den Händen halten; Gender-Kategorien im Mittelalter anhand von Tristan & Isolde betrachten.

Erweiterungsmodul:
Konkrete Pläne und eine wiedergefundene Liebe

In diesem Modul geht´s ein bisschen ans Eingemachte. Zum einen steht ein dreimonatiges Praktikum an, das man sich zeitlich einteilen kann und selbst organisieren muss. Zum anderen müssen vier Semester Fremdsprache belegt und bestanden werden. Entweder eine Sprache für vier Semester oder zwei Sprachen für jeweils zwei Semester.

Was meine Pläne für das Praktikum betrifft, bin ich gerade dabei, die wichtigsten Dinge abzustimmen. Wenn es Genaueres gibt, werde ich es euch verraten.

In punkto Sprache habe ich mich trotz des reichen Angebots für Altbewährtes entschieden. Nach einem ersten Einstufungstest, konnte ich im 1. Semester in Kulturwissenschafts-Englisch mit Ziel der Sprachniveaustufe C1 starten. Der Unterricht bestand in erster Linie aus dem Verarbeiten und Verfassen von kulturwissenschaftlichen Texten. Im 3. Semester arbeite ich nun an meinem Sprachniveau C2. Damit hätte ich dann das höchstmögliche akademisch Sprachniveau erreicht. Nachdem ich im letzten Jahr – trotz toller Sprachlehrer*innen – die Freude an Englisch sehr verloren hatte, bin ich in diesem Semester neu verliebt: Wir arbeiten an den Fragestellungen, die sich aus dem Verhältnis von Mensch und Kultur ergeben und beleuchten das Thema anhand von wissenschaftlichen und literarischen Essays, einem Science-Fiction-Roman und einem Sachbuch. Dieser Unterricht bietet jede Menge Raum für Gespräche, Reflexion und Verknüpfungen. Neben dem Gefühl herausgefordert zu sein, habe ich dadurch vor Allem meine Begeisterung wiederentdeckt. Ich lese das erste Mal ein Buch in englischer Sprache – und es ist fast ein bisschen wie Schmetterlinge im Bauch.

Absolutes Highlight hier:
Underland von Robert Macfarlane – Taschenbuch – 978-0-14-103057-9 | Thalia

Fazit: Nicht Germanistik, aber dafür flexibler

Wer sich für ein klassisches Germanistikstudium interessiert und eine Universität in der Nähe hat (oder in einer Stadt, in die er gerne ziehen möchte), der sollte diesen Weg einschlagen. Wer allerdings Lust hat, sich ein wenig auszuprobieren, seine Schwerpunkte individuell zu gestalten, und ergänzend mit moderneren Medien und Kulturgeschichte zu arbeiten – dem sei SpuTe wärmstens ans Herz gelegt. Wir in Passau sind ein sehr kleiner Studiengang, der Austausch funktioniert trotz Covid-19 wunderbar, die Dozierenden sind freundlich, hilfsbereit und erklärungsfreudig.

Abhängig von der persönlichen Gestaltung des Studiengangs sind am Ende auch die beruflichen Optionen. Von Verlagswesen über Marketing in einer Firma, bis hin zu Kulturarbeit und Forschung ist alles möglich. Das mag für manchen zu schwammig sein, für den anderen genau das richtige Maß an Flexibilität.

 

 

Wer nun neugierig ist, findet Infos zu dem Studiengang unter B.A. Sprach- und Textwissenschaften • Linguistik & Literatur • Uni Passau (uni-passau.de) und kann bei Fragen auch gerne Kontakt zu unserer studienspezifischen Hochschulgruppe aufnehmen, die ich zusammen mit zwei wunderbaren Kommilitoninnen leite. Ihr findet unsere Homepage unter Textperten – Hochschulgruppe der Universität Passau (wordpress.com) oder einfach hier auf Instagram: HSG Uni Passau (@textperten) • Instagram-Fotos und -Videos.

Hinweis: unbezalte Werbung / unbezahlte Verlinkung
Natascha Huber